Adam von Trott

Der Namensgeber unserer Schule

Seit 1989 trägt die Gesamtschule in Sontra den Namen Adam von Trotts, eines der Widerstandskämpfer gegen das verbrecherische Regime Hitlers und seiner Komplizen im sogenannten Dritten Reich.
Sein Vater August von Trott, preußischer Kultusminister von 1909 -1917, stammte aus Imshausen, zwischen Sontra und Bebra gelegen. Bedingt durch die Ministertätigkeit des Vaters, brachte seine Mutter Eleonore, geborene von Schweinitz, Adam als fünftes von acht Kindern am 9.8.1909 in Potsdam bei Berlin zur Welt. 1917 zog die Familie nach Imshausen zurück. Adam von Trott ging in Berlin, Kassel und Hann. Münden zur Schule, danach studierte er Jura in München, Göttingen, Berlin und erneut Göttingen, dazwischen ein Trimester als Gaststudent am Mansfield College in Oxford/Großbritannien. 1931 Promotion zum Dr.jur. an der Universität Göttingen, Rhodes-Stipendiat am Balliol College in Oxford, Studium der Politik, Philosophie und Ökonomie. Dissertation über „Hegels Staatsphilosophie und das internationale Recht“, die 1932 erscheint. Rechtsreferendariat nach seiner Rückkehr aus England im Jahr 1933 an etlichen Orten in Deutschland.
Hitler und seinem totalitären Regime ablehnend gegenüber stehend, wollte er trotzdem seinem Vaterland dienen, und so suchte er in seiner Zeit als Rechtsreferendar sowie im Anschluss daran auf einer Weltreise durch Aufnahme unzähliger Kontakte zu politisch, sozial und christlich engagierten Menschen im In- und Ausland nach einem Platz für sich und seine Ideale. Er schaffte es, 1940 als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes eingestellt zu werden. Von dort aus nahm er geheime Kontakte zum Kreisauer Widerstandskreis um Helmuth J. Graf von Moltke sowie zu Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf. Schon bald zum inneren Kreis dieser Gruppe gehörend, nutzte er seine enormen internationalen Bekanntschaften und Verbindungen, um mit den entscheidenden Politikern Englands und der USA auf ein Ende des Krieges hinzuarbeiten. Sein patriotisches Ziel dabei war, erträgliche Friedensbedingungen für Deutschland auszuhandeln.
Am 20.07.1944 missglückte das Attentat auf Hitler, an dessen Planung Adam von Trott mit beteiligt war. Im Zuge der Verhaftungen und Verurteilungen wurde Adam von Trott am 26.08.1944 hingerichtet.
Seine Frau Clarita, geborene Tiefenbacher, und seine beiden Töchter wurden von den Nazis anschließend in Sippenhaft genommen. Die beiden Mädchen, damals gerade 2 Jahre bzw. 9 Monate alt, wurden dabei nach Bad Harzburg verschleppt und erst viel später wiedergefunden.
Nach dem Krieg arbeitete seine Frau als Nervenärztin und Psychotherapeutin in Berlin; hier verstarb sie am 28. März 2013 im Alter von 95 Jahren.

  1. August 1909:

Geburt in Potsdam als Sohn des preußischen Kultusministers August von Trott (1909 – 1917 in diesem Amt), der aus Imshausen stammte, und der Mutter Eleonore von Trott. In der eher konservativen Familie waren aber auch liberal – amerikanische Einflüsse spürbar, vermittelt durch Adams Großmutter, Anna Jay.

1915:

Adam wird als Tagesschüler (Externer) in Berlin eingeschult.

1917:

Rücksiedlung der Familie nach Imshausen bzw. Kassel. Weiterer Schulbesuch in Kassel, dazwischen zwei Jahre – aus gesundheitlichen Gründen – Privatunterricht in Imshausen.

1923:

Wechsel in die Internatsschule nach Hannoversch-Münden.

1927/28:

Nach dem Abitur 1927 Beginn des Jurastudiums in München. Ende 1927 Wechsel an die Universität in Göttingen.

1928 – 1930:

Gasttrimester in Oxford. Seine politischen Anschauungen erweitern sich durch den Einfluß sozialdemokratischer und sozialistischer Ideen (in Großbritannien aktives Mitglied politischer und philosophischer Clubs, Präsident der Jowett Society).
Weiterführung des Studiums in Göttingen und Berlin.

1930:

Rechtsreferandarprüfung am Oberlandesgericht in Celle. Kurze Zeit in einer Kanzlei in Nentershausen. Promotion mit der Note sehr gut.

1931 – 1933:

Über ein Stipendium der C.-Rhodes-Stiftung erneute Studienmöglichkeit in Oxford. Seine Dissertation über „Hegels Staatsphilosophie und das internationale Recht“ erscheint im Druck.

30.01.1933:

Den Beginn der Hitler-Diktatur erlebt er in Oxford. Sorge um seinen Bruder Werner von Trott, um die Berliner Freunde und um den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und späteren Widerstandskämpfer C. Mierendorff.

1933-1936:

Im Sommer 1933 – nach Examensabschluß in Oxford (Bachelor of Arts) – Rückkehr nach Deutschland. Während der nun folgenden Ausbildungszeit als Rechtsreferendar im Regierungsdienst erlebt von Trott die zunehmende Umstrukturierung der Justiz: Stationen sind das Amtsgericht in Rotenburg /Fulda, dann in Hanau, ab Anfang 1934 bei der Staatsanwaltschaft in Kassel. Seine Weigerung, NSDAP-Mitglied zu werden, führt zu ersten Konflikten. Sein Einsatz für den Kommunistischen Gefangenen H. Siebert aus Kassel macht ihn bei den Vorgesetzten zusätzlich „unbeliebt“ – eine weitere juristische „Karriere“ im NS-Staatsdienst erscheint letztlich -trotz des Assessorexamens 1936 – weder wünschenswert noch möglich.

1937/38:

Adam von Trott verwirklicht den Plan einer Weltreise nach China, ermöglicht durch ein Rhodes-Stipendium. Stationen sind Großbritannien, die USA, Hongkong, Peking. Vielfältigste persönliche Kontakte, selbst zu japanischen Regierungskreisen. Dies ermöglicht ihm eine Einreise in das „Kaiserreich Mandschukuo“. Kurzer Aufenthalt in Japan (Hiroshima).

Herbst 1938:

Die Nachricht vom Tode des Vaters ruft ihn nach Imshausen zurück.

1939:

Adam von Trott versucht, in eine Stellung im Auswärtigen Amt zu gelangen: Für seine Widerstandsaktionen gegen den bevorstehenden Weltkrieg Hitlers benötigt er interne Informationen. Die Anstellung scheitert.

Sommer 1939:

Diplomatische Missionen nach London. Kontaktaufnahme zur Chamberlain-Regierung: Die britische Regierung sollte ihre Bündnisverpflichtungen gegenüber Polen demonstrativ unterstreichen, so dass die Kriegsplanungen Hitlers unter Druck gerieten. Die dadurch entstehende Krise in der NS-Machtclique sollte von (militärischen) Widerstandsgruppierungen zum Sturz des Diktators genutzt werden. Die Mission scheitert.

01.09.1939:

Nach dem Überfall auf Polen, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, unternimmt von Trott einen ähnlichen Kontaktversuch, diesmal zur amerikanischen Regierung. Auch hier stößt er auf Skepsis und Misstrauen, ob es überhaupt einen nennenswerten deutschen Widerstand gegen Hitler gäbe!

1940:

Nach Rückkehr über Tokyo, Peking und Moskau nach Deutschland und Genesung von längere schwerer Krankheit Entscheidung für einen Dienstvertrag mit dem Auswärtigen Amt und damit auch für die Mitgliedschaft in der NSDAP. Sie dient ihm als Tarnung für seine Widerstandstätigkeit.

  1. Juni: Heirat mit Clarita Tiefenbacher, die er 1935 während der Referendarzeit in Hamburg kennengelernt hat. Geburten der Töchter Verena 1942 und Clarita 1943

Herbst 1940

Im Herbst 1940 wird Adam von Trott als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes eingestellt. Allerdings muß er dazu – mißtrauisch überwacht – NSDAP-Mitglied werden. Ab diesem Zeitpunkt festigt er die geheimen Verbindungen zum „Kreisauer Widerstandskreis“ (Helmuth J. Graf von Moltke). Er gehört schon bald zum inneren Kreis dieser Gruppe und wird bedeutsam für die vielfältigsten internationalen Kontakte und Sondierungen (Verbindungen zum Welt-Kirchenrat in Genf, zu britischen und amerikanischen Regierungskreisen, nicht zuletzt zur Anglikanischen Kirche nach Schweden).

1942/43:

Die offizielle diplomatische Tätigkeit erleichtert die Begründung der zahlreichen Auslandsreisen, die er – immer unter der Gefahr seiner Aufdeckung – für die Planungen des Kreisauer Kreises zu nutzen sucht. Es war ein wichtiges Ziel des Kreisauer Kreises, die Alliierten von der Existenz eines echten Widerstandes innerhalb des NS-Staatsapparates zu überzeugen. Möglichkeiten für eine politische und ggf. militärische Zusammenarbeit zu erkunden. Eigene Planungen für die politische und gesellschaftliche Neuordnung nach dem Sturz der Diktatur wurden getroffen. Entscheidend war überdies die Frage der alliierten Bedingungen für die Kapitulation.

Januar 1944:

Nach der Verhaftung Helmuth J. Graf von Moltkes gerät die Kreisauer Widerstandsgruppe in großer Gefahr, obwohl die Gestapo das Ausmaß der Widerstandstätigkeit von Moltkes nicht aufzudecken vermag.

Frühjahr 1944:

In der Gruppe des militärischen Widerstandes um Claus Graf Schenk von Stauffenberg wächst die Überzeugung von der unbedingten Notwendigkeit des Attentats auf Hitler. Erneute Versuche werden vorbereitet. Auch Adam von Trott ist in die Planungen einbezogen.

Juni 1944:

Letzte Reise von Trotts nach Schweden. Sondierungen. Trotz Warnungen Rückkehr nach Berlin.

17.07.1944:

Adam von Trott legt beim letzten Treffen in Berlin die außenpolitische Situation dar. Es gibt keine direkte militärische Unterstützung durch die Alliierten. Dennoch soll jetzt unbedingt gehandelt werden.

20.07.1944:

Hitler entkommt durch Zufall dem durch Claus Graf Schenk von Stauffenberg ausgeführten Attentat. Sofort beginnt die Verhaftungswelle und Erschießungen.

25.07.1944:

Adam von Trott wird verhaftet. Der Prozeß wird „vorbereitet“.

13.08.1944:

Gemäß Sippenhaft werden die Kinder der Familie aus Imshausen durch die Gestapo verschleppt. Sie werden erst viel später wiedergefunden.

15.08.1944:

Todesurteil durch den Volksgerichtshof

26.08.1944:

Adam von Trott wird hingerichtet in Berlin-Plötzensee im Alter von 35 Jahren.

Diese Übersicht ist erstellt worden durch den leider verstorbenen StR Meinolf Flesch, wobei die Biografie Adam von Trotts, erstellt durch seine Frau Clarita ebenso zugrunde lag wie die „Lebensdaten“ der Biografin Dr. Benigna Krusenstjern, Historikerin am Max-Planck-Institut, Göttingen.

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