50 Tonnen Panzerstahl rollen auf beiden Seiten des Zaunes aneinander vorbei. In einiger Entfernung werden mobile Artilleriestücke und Flugabwehrfahrzeuge konstant bereitgehalten. Gelegentlich fliegen Helikopter und Flugzeuge vorsichtig über den Himmel, um nicht die Grenze zu überfliegen. Ein paar der tonnenschweren Tötungswaffen konnten wir, die Schülerinnen und Schüler der Q3-Phase der Adam-von-Trott Schule in Sontra, auf unserer Exkursion zum Grenzmuseum Schifflersgrund in Bad-Sooden-Allendorf erblicken.
Geleitet wurde die Exkursion von dem gebürtigen Treffurter Bernd Urban, der nicht nur Lehrer an der Adam-von-Trott-Schule, sondern auch Museumspädagoge und Zeitzeuge ist. Er brachte uns die deutsch-deutsche Geschichte auf eindrückliche und bewegende Weise näher.
Bei unserer Führung entlang des 2 km langen Stücks des Grenzverlaufs begegneten uns alte Stücke des Grenzzauns, Panzersperren und Nachbauten von Wachtürmen. Dabei berichtete Herr Urban über das Leben in der DDR: die Überwachung durch den Staat, die Konsequenzen von Fluchtversuchen und Einstellungen gegen den Staat, sowie die Manipulation von Schülern und Studenten durch den Staat. So übten die Jungen bereits in der Schule im Wehrkundeunterricht, in einem zweiwöchigen Wehrlager, den Handgranatenwurf, das Schießen und Marschieren. In der DDR wurden Rekruten ab dem 18. Lebensjahr und nach einer Musterung im 17. Lebensjahr einberufen. Alle Wehrdiensttauglichen erhielten einen Wehrdienstausweis und unterlagen bis zum Ende der Dienstpflicht einer permanenten Überwachung. Wer nicht bereit war, sein Vaterland mit der Waffe zu verteidigen, war es auch nicht wert, in der DDR zu studieren.
Kurz bevor wir die letzte Steigung erklommen, machten wir Halt vor einem Erinnerungskreuz. An dieser Stelle starb ein Arbeiter bei dem Versuch mit Hilfe eines Baggers zu fliehen – nur ein Beispiel der vielen Fluchtversuche: Als sich der Arbeiter unbeobachtet fühlte, fuhr er mit dem Bagger zur Grenze und konnte dank der Schaufel den mit Stacheldraht und Minen ausgestatteten Zaun überwinden. Allerdings befand sich der „Westen“ noch nicht direkt hinter dem Zaun und der Flüchtige noch nicht in sicherem Gebiet, sondern im sogenannten „Niemandsland“, sodass die Wachen auf ihn schossen und ihn tödlich verletzten.
Angekommen in der eigentlichen Ausstellung des Grenzmuseums wurden wir vor dem Eingang von einem amerikanischen Truppentransporter begrüßt. Im Museum sahen wir als erstes einen sowjetischen Kampfhelikopter, den wir sogar, im Gegensatz zum normalen Besucher, dank Herrn Urban, betreten durften. Es gibt nicht viel Platz im Innerraum. Ins Cockpit kam nicht jeder hinein, auch im Schützensitz vorne durfte man keine Platzangst haben. Weitere Helikopter und Panzer deckten den Hintergrund ab, von beiden deutschen Seiten, mit verschiedenen Aufgaben, Formen und Bewaffnungsgraden. Obwohl das Grenzmuseum seinen Schwerpunkt eher auf die Umstände und geschichtlichen Fakten setzten will, zeigen die Militärfahrzeuge die Angst und Unruhe, welche nicht nur das geteilte Deutschland, sondern auch die ganze Welt erlebte.
Zusammengefasst war der Tagesausflug zur Geschichte des zweigeteilten Deutschlands für die Q3-Phase ein wichtiges und interessantes Erlebnis, was uns auch nach dem Ende der Exkursion zum Nachdenken anregte.
Besonderer Dank gilt hierbei nochmals Herrn Urban und seiner eindrücklichen Schilderung der Ereignisse und der Geschichte entlang des ehemaligen Grenzzaunes, die seine persönlichen Erfahrungen und sein Wissen zu einem besonderen Gewinn für uns, die jüngere Generation, machten.
Emily Deist
Martha Heinzel
Q3 Deutsch Grundkurs Drabinski