Erinnern – um die Wiederholung zu verhindern

Gemeinsam erinnerten der „Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens“, die Ev. Kirchengemeinde Sontra, die Stadt Sontra und die Adam–von–Trott–Schule Sontra am Abend des 07. November an die Gewalt und den Terror, denen vor genau 85 Jahren Jüdinnen und Juden in Sontra ausgesetzt waren.

Bei einem Gang zu Orten jüdischen Lebens erinnerten fünf Konfis der Ev. Kirchengemeinde mit kurzen Texten an das ehemals reichhaltige jüdische Leben und das Schicksal der Menschen. Von der Adam–von–Trott–Schule, von deren Eingang man auf den „alten“ und den „neuen jüdischen Friedhof“ sehen kann, zur letzten jüdischen Schule in der Schulstraße, zu den Stolpersteinen für die Familie Plaut in der Niederstadt, zum Standort einer Mikwe an der Niederstadt 1 ging es bis zum Marktplatz. Auf ihm wurden nach der Pogromnacht die jüdischen Männer zusammengetrieben, gedemütigt und anschließend ins KZ nach Buchenwald deportiert.

Als Vertreter der Kooperationspartner hatte Ludger Arnold die Anwesenden vor der Schule begrüßt und sich bedankt für die Beteiligung an dem gemeinsamen Gedenken. Er erinnerte dabei auch an die Tradition dieser Veranstaltung, denn bereits vor zehn Jahren gab es ein solches Gedenken, im Jahre 2015 folgte die erste Stolpersteinverlegung und 2018 ein Erinnerungsgang durch Diemerode und im Schulleben der Adam–von–Trott–Schule hat dieses auch einen festen Platz. In diesem Jahr werde aber durch die aktuellen Kriegsereignisse noch viel deutlicher, dass diese Erinnerungen eine Mahnung sind, einen erstarkenden Antisemitismus zu verhindern. Dass das Schweigen und Wegsehen der Vielen Gewalt und Terror erst möglich machen, erläuterte in seiner Rede auch Bürgermeister Thomas Eckhardt. Er forderte eindringlich dazu auf, die Grundlage unseres demokratischen Gemeinwesens zu schützen und sich gemeinsam gegen alle Ausgrenzungen, Gewaltverherrlichungen und jeden Antisemitismus zu wenden!

Bei der Ankunft der Teilnehmenden im Ev. Gemeindehaus konnten sie sich stärken, bevor die beiden Oberstufenschülerinnen Hannah–Sophie Boschen und Amy Siegel aus einem Augenzeugenbericht von Julius Katz lasen. Julius Katz wurde 1911 in Sontra geboren, war Kaufmann und letzter Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde. Er erlebte die Reichspogromnacht in Sontra und wurde auch nach Buchenwald deportiert, konnte aber nach seiner Entlassung mit seiner Schwester und Mutter Deutschland noch verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Frankfurt und gab 1982 einem jungen Lehrer einen ausführlichen Bericht. Ausführlich erzählt er darin von den Gewaltausbrüchen in der Pogromnacht, den Steinwürfen durch die Fenster der jüdischen Mitbürger und ihrer Todesangst. Die Eindrücke und Erlebnisse, die er aus Buchenwald schilderte, machten einen tiefen und bedrückenden Eindruck auf alle Anwesenden.

Nicht zu vergessen und sich weiter gemeinsam für Menschlichkeit und Toleranz einzusetzen, formulierte dann Pfarrerin Weiland in ihrem Dank und Schlusswort.

Anschließend wurde ein Blumengesteck an der Erinnerungstafel gegenüber der ehemaligen Synogoge aufgestellt.

Foto und Artikel von Ludger Arnold

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